Reizdarm – wenn der Darm Probleme macht

Viele Patienten:innen haben Probleme mit dem Darm und besonders Frauen bekommen schnell die Diagnose „Reizdarm“ gestellt. Doch was genau ist eigentlich ein Reizdarm?
Welche Beschwerden macht diese Erkrankung? Ist es überhaupt eine „richtige“ Erkrankung? Und vor allem was kann man machen um die Beschwerden zu lindern?
Was ist ein Reizdarm?
Die Diagnose Reizdarm ist eigentlich eine Ausschlussdiagnose. Das heißt, erst wenn ALLE anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen sind, handelt es sich um einen Reizdarm. Im Grunde muss jede:r Patient:in erst durch eine Menge an Untersuchungen durch um diese Diagnose zu erhalten. Aus eigener Erfahrung weiß ich jedoch, leider ist dies selten der Fall und die Diagnose wird oftmals sehr zügig gestellt.
Welche Beschwerden sind „typisch“?
Betroffene eines Reizdarms klagen über unterschiedliche Beschwerden des Magen-Darm-Traktes.
Die häufigsten sind:
– Bauchschmerzen unterschiedlicher Art*
– Durchfall- Verstopfung
– Blähungen
– Völlegefühl
– Darm wird nicht vollständig entleert
– Schleim auf dem Stuhl
* Die Schmerzen können stechend, krampfartig, ausstrahlend, dumpf oder drückend sein. Möglich sind auch alle Schmerzarten in unterschiedlicher Reihenfolge oder Stärke.
Differentialdiagnose – was kann es noch sein?
Wie oben bereits erwähnt handelt es sich beim Reizdarm um eine Ausschlussdiagnose und es sind weitgehende Untersuchungen nötig.
Andere Erkrankungen die, die gleichen Beschwerden auslösen können und müssen erst ausgeschlossen werden. Hier liegt das Problem, meistens werden nur die klassischen drei Unverträglichkeiten getestet und sind diese negativ, kommt als Diagnose Reizdarm.
Zu den klassischen Unverträglichkeiten gehören:
– Laktose
– Fruktose
– Sorbit
Hier wird jedoch oft nicht weiter untersucht auf mögliche andere Unverträglichkeiten wie Weizen, Gluten, Soja, Zusatzstoffe, etc.
Da es für diese Unverträglichkeiten keine gängigen Untersuchungsmöglichkeiten gibt, sind Patienten:innen und Ärzte/Ärztinnen oft ratlos.
Hier hilft das Führen eines Ernährungstagebuches, am besten mit Hilfe eines Ernährungstherapeuten:in. Auch weitere Magen-Darm-Erkrankungen wie Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Gastritis, Infektionen, Fehlbesiedelungen, Parasiten oder auch gynäkologische Ursachen wie Endometriose, Zysten,etc müssen ausgeschlossen werden. Und zu allerletzt sollten auch Allergien und Kreuzallergien beachtet und abgeklärt werden.
Der gesicherte Reizdarm und das Bauchhirn
Wurden nun alle anderen Erkrankungen ausgeschlossen und keine Hinweise auf Unverträglichkeiten oder Allergien gefunden, handelt es sich nun höchstwahrscheinlich um einen echten Reizdarm.
Die genauen Ursachen für einen Reizdarm sind bis heute nicht geklärt. Vermutlich liegt eine gestörte Darmbewegung vor. Diese Bewegungen sind zum Weitertransport des Speisebreies im Darm notwendig und werden Peristaltik genannt.
Die Peristaltik wird vom „Bauchhirn“ gesteuert. Das Bauchhirn ist ein eigenständig arbeitendes Nervensystem welches in den Darmwänden sitzt und unsere Verdauung reguliert. Unser Bauchhirn und unser Gehirn stehen über die Darm-Hirn-Achse in enger Verbindung. Über diese Verbindung tauschen sich das Gehirn und das Bauchhirn über Botenstoffe (Neurotransmitter), Hormone und Stoffwechselprodukte aus. Das Glückshormon Serotonin wird zu einem großen Teil in unserem Darm gebildet und gespeichert. Das erklärt auch warum uns bestimme Stimmungen und Emotionen auf den Magen- Darm-Trakt schlagen können und „Darmpatienten:innen“ oft zu einer psychologischen Mitbehandlung geraten wird. Besonders Stress ist für unseren Darm ein echtes Problem und dieser kann die Reizdarmsymptome stark beeinflussen.
Therapiemöglichkeiten des Reizdarms
Wie oben bereits erwähnt ist Stress ein möglicher Auslöser für Darmbeschwerden. Hier eigenen sich besonders Entspannungsübungen, Atemübungen, Meditation und sanfte Bewegung zur Linderung. Wichtig ist auch hier die Stressursache zu kennen und wenn möglich zu beheben. Oftmals leiden Reizdarmpatienten:innen auch an Schlafstörungen, denn durch die Beschwerden ist der Schlaf gestört. Stress kann die Schlafstörungen auch zusätzlich verstärken, Schlafmangel hingegen wirkt sich negativ auf unser Verdauungssystem aus und so entsteht ein ewiger Teufelskreis. Die weiteren Therapiemöglichkeiten richten sich an die Art der Beschwerden.
Allgemeine Ernährungstipps bei Reizdarm sind:
– ruhige Umgebung
– Langsames, bewusstes Essen
– Schwerverdauliche, große Mahlzeiten meiden
– Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
– Möglichst „clean“ Essen (meiden von Fertigprodukten, Zusatzstoffen,..)
– Reizarme Lebensmittel wählen
– Nikotin, Alkohol meiden
Weitere Maßnahmen sind:
– entblähende Kräutertees
– Ausreichend Bewegung
– Probiotika
– Pflanzenheilkunde
– Aromatherapie
– Ausreichende Versorgung mit Vitalstoffen